Professionell und idealistisch

Wie ‚Lobby für Kinder e.V.‘ für die Natur begeistert und wirtschaftlich nachhaltig agiert

Der gemeinnützige Verein „Lobby für Kinder e.V.“ fördert seit 1996 Kinder und Jugendliche durch naturnahe Erlebnisse. Norbert Schäfer, Landschaftsarchitekt und Mitbegründer, berichtet über die Entstehung des Vereins, wichtige Meilensteine und die Unterstützung durch Pro Social Business, die den Verein wirtschaftlich gestärkt und neue Projekte ermöglicht hat.

Pro Social Business: Norbert, kannst du uns kurz erzählen, wie die Idee für „Lobby für Kinder e.V.“ entstanden ist?

Norbert Schäfer: Ja, gern. Die Idee entstand aus meiner Entwicklungsarbeit in Haiti, wo ich erkannte, wie wichtig regionale Projekte sind und sie gemeinsam mit anderen Menschen zu entwickeln und umzusetzen. Ein prägender Einfluss war auch meine Kindheit, in der wir viel draußen in der Natur waren und Abenteuer erlebten. Hinzu kommt meine Erfahrung mit unserem Architekturbüro „Stadt und Natur“, wo wir Spielplätze und ähnliche Projekte, wie die alla hopp!-Plätze, verwirklichen. Wir wollten den Kindern die Möglichkeit geben, Natur und Umwelt hautnah zu erleben. Deshalb haben wir in der Region nach entsprechenden Möglichkeiten gesucht. Mit einem kleinen Team gründeten wir 1996 den Verein und zogen 1999 auf die Kaiserbacher Mühle in Klingenmünster um. Dort fanden wir das ideale Gelände, um unsere Vision zu verwirklichen.

Pro Social Business: Was sind die Hauptprojekte und Aktivitäten, die der Verein anbietet?

Norbert Schäfer: Wir organisieren Veranstaltungen von Kindergeburtstagsfeiern bis zu Workshops. Unser Gelände bietet naturnahe Spielräume und kreative Herausforderungen. Ein Highlight ist unser Strohballenhaus, das auch im Winter Aktivitäten ermöglicht. Wir haben ständig neue Ideen. Unser Ansatz „einfach mal machen“ passt gut zu uns – schon von Anfang an, trotz bürokratischer Hürden. Besonders wichtig ist uns die Partizipation der Kinder, die aktiv mitgestalten und viel lernen.

Pro Social Business: Welche Hürden waren das?

Norbert Schäfer: Als wir anfingen, war Partizipation in Deutschland noch nicht üblich. Trotz Warnungen der Architektenkammer und Skepsis gegenüber unserer pädagogischen Qualifikation, entschieden wir uns zu handeln. Meine Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit lehrte mich, auf Menschen zuzugehen und ihre Fähigkeiten zu erkennen. Heute ist Partizipation in vielen Projekten Standard.

Pro Social Business: Wie hat sich die Mitgliederstruktur im Verein entwickelt?

Norbert Schäfer: Am Anfang hatten wir die nötigen sieben Gründungsmitglieder. Heute zählt der Verein etwa 30 Mitglieder, von denen fünf bis zehn regelmäßig vor Ort aktiv sind. Außerdem haben wir mehrere Referentinnen und Referenten, die spezielle Kurse und Erlebnisse anbieten. Diese Struktur ermöglicht es uns, vielfältige Aktivitäten anzubieten und flexibel auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen.

Pro Social Business: Auch das Gelände hat sich in den 25 Jahren seines Bestehens stark verändert. Pfade, Pfähle, Tipis, Tiere, Holzhütten, Wasser, Rutschen und die ganze Natur laden zum Entdecken und Spielen ein.

Norbert Schäfer: Unsere Grundidee bleibt dabei dieselbe, aber wir erreichen nicht alle. Das liegt nicht an den Kosten, sondern daran, dass nur manche Eltern dieses Abenteuer zulassen. Viele haben Angst, dass ihren Kindern etwas passieren könnte.

Pro Social Business: Welche Sorgen begegnen euch da?

Norbert Schäfer: Einige Eltern zögern beispielsweise, Geburtstage bei uns zu feiern, weil sie Orte wie McDonald’s oder Kinos bevorzugen. Das liegt nicht am Geld, sondern an der Einstellung. Manche fragen sich, ob ein Tag in der Natur den heutigen Erwartungen genügt, oder sie haben Angst, dass ihre Kinder schmutzig werden oder die Toiletten nicht ansprechend sind. Unsere Programme beinhalten Aktivitäten, bei denen die Kinder auch mal ins Wasser fallen und nass werden. Manchmal bringen Eltern keine Ersatzkleidung mit, obwohl es nötig wäre. Oft sind die Lösungen für solche Probleme ganz einfach. Unser Ziel ist simpel, aber für viele Kinder etwas Besonderes. Ich hoffe, dass sie durch unsere Angebote ermutigt werden, die Natur selbstständig zu erkunden. Jährlich besuchen uns mehrere tausend Kinder, und viele empfehlen uns weiter. Die Kinder genießen die Zeit bei uns also sehr, auch bei Regen.

Pro Social Business: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Pro Social Business?

Norbert Schäfer: Die Zusammenarbeit begann, als wir merkten, dass wir Unterstützung bei der wirtschaftlichen Planung unseres Strohballenhauses brauchten. Wir mussten unsere finanziellen Strukturen verbessern und ein nachhaltiges Konzept entwickeln. Das fiel zeitlich mit dem Beginn der Coronapandemie zusammen.

Pro Social Business: Wie hat euch Pro Social Business bei dieser Herausforderung unterstützt?

Norbert Schäfer: Durch die Zusammenarbeit mit Pro Social Business konnten wir einige wirtschaftliche Aspekte optimieren. Das Team hat uns in den Bereichen Fördermittel und Fundraising unterstützt und uns geholfen, den Wert unserer Dienstleistungen besser einzuschätzen. Wir haben wertvolle Tipps erhalten, wie wir unsere Angebote vermarkten und faire Preise festlegen können. So konnten wir unsere finanziellen Ziele erreichen, ohne unsere Mission zu gefährden. Dies hat unsere Finanzplanung und Nachhaltigkeit deutlich verbessert.

Pro Social Business: Welche Rolle spielt die Wirtschaftlichkeit für den Verein?

Norbert Schäfer: Durch die Beratung haben wir gelernt, wie wichtig eine solide finanzielle Basis ist, um nachhaltig agieren zu können. Unser Ziel ist es, dass der Verein langfristig erfolgreich arbeiten kann. Bisher hat meine Frau rein ehrenamtlich für den Verein gearbeitet und viel Zeit investiert, obwohl sie zwischenzeitlich berufstätig war. Jetzt, mit Mitte 60, ändert sich unser Blick in die Zukunft. Wir suchen nach Möglichkeiten, diese Übergangsphase zu gestalten, wenn die Gründergeneration sich zurückzieht. Viele Vereine kennen die Situation, dass die Menschen nicht mehr in dem Maße bereit sind, sich rein ehrenamtlich zu engagieren. Das ist in der heutigen Zeit kaum noch zu erwarten. Aber man kann es schaffen, wenn man die wirtschaftlichen Aspekte nicht vernachlässigt und sich rechtzeitig darauf einstellt.

Pro Social Business: Bei welchen Punkten konnte Pro Social Business noch unterstützen?

Norbert Schäfer: Ein weiterer wichtiger Punkt war die Realisierung einer Gastronomie im Strohballenhaus. Eine Grafikerin aus dem PSB-Netzwerk erstellte eine Visualisierung, mit der wir uns besser vorstellen und präsentieren konnten, wie alles später aussehen soll. Karin beriet uns bei der Mietpreisgestaltung und unterstützte uns bei der Pächtersuche. Letztendlich haben wir jemanden aus unserem eigenen Umfeld gefunden, was uns natürlich sehr gefreut hat.

Pro Social Business: Wie sieht die Zukunft von „Lobby für Kinder e.V.“ aus?

Norbert Schäfer: Wir möchten auch in Zukunft Naturerlebnisse für Kinder und Jugendliche bieten und planen, unser Angebot für Menschen mit Behinderungen zu erweitern. Wir arbeiten daran, unser Gelände barrierefrei zu gestalten, damit auch Rollstuhlfahrer und andere Menschen mit Einschränkungen die Natur und unsere Angebote genießen können.

Pro Social Business: Das erfordert vermutlich spezielle Anpassungen und innovative Ideen?

Norbert Schäfer: Ja, auf jeden Fall. Wir haben viel investiert, um unser Gelände barrierefrei zu machen. Dazu gehört ein 70 Meter langer Stelzenweg, der die Höhe barrierefrei überwindet, und eine 70 Quadratmeter große Plattform, die auch Rollstuhlfahrern eine Übernachtung und Naturbeobachtung ermöglicht. Ein kleines Dach schützt vor Regen. Zudem haben wir eine Hängebrücke integriert, die ebenfalls für Rollstuhlfahrer geeignet ist. Unser Ziel ist es, dass Rollstuhlfahrer nicht nur zuschauen, sondern selbst aktiv erleben können.

Pro Social Business: Vielen Dank für deine Zeit und das Gespräch, Norbert. Euer Verein hat in den letzten Jahren beeindruckende Arbeit geleistet und gezeigt, wie wichtig solche Erlebnisse für Kinder sind. Es ist schön, dass wir dazu beitragen konnten. Die Zukunft sieht vielversprechend aus – viel Erfolg und alles Gute für die kommenden Jahre!

Kontakt:

https://www.lobbyfuerkinder.de/

E-Mail info@lobbyfuerkinder.de